Lk 20,27-38 (2Makk 7,1-2.7a.9-14)

„Er ist doch kein Gott von Toten, sondern von Lebenden; denn für ihn leben sie alle.“

 

Gegen Ende des Kirchenjahres kommen eher herbe Lesungen. Die passen gut zur derzeitigen Weltlage.

Wie Sie es von einem Jesuiten erwarten dürfen, möchte ich Ihnen drei Punkte vorlegen, alle drei zur Auferstehung.

1. Auferstehung zeigt die Liebe Gottes zu uns.

Wenn nahe Angehörige plötzlich schwer erkranken: Wo halten wir uns dann fest? Worauf setzen wir unsere Hoffnung?

Wir hoffen darauf, dass das Leben stärker ist als der Tod. Und zugleich wissen wir: Hier haben wir keine bleibende Stätte. Wir sind nur Gast auf Erden, wie es im Psalm 119 heißt.
Der Trost für uns Christinnen und Christen ist die Zusage der Auferstehung. Unser Leben wird gewandelt, nicht genommen. Nichts Gutes geht verloren. Nichts, was zu Gott gehört, geht verloren.
Auch nicht unser gebrechlicher Körper. Leib und Seele, der ganze Mensch, lebt weiter – auch wenn wir sterben.

Auferstehung zeigt die Liebe Gottes zu uns.

 

2. Auferstehung ist eine Frage der Gerechtigkeit.

Würden die unschuldigen Opfer und die schuldigen Täter einfach so in den Himmel kommen: das wäre eine Verhöhnung der Opfer, die sich nach Gerechtigkeit sehnen. Im Tod werden wir alle über unser Leben Rechenschaft ablegen – und wer gerecht lebt, dem ist das weitere Leben zugesagt.

Es ist gut, diesen Gedanken an das Gericht wieder stärker zu betonen: Es ist nicht egal, wie wir jetzt leben.
Die Opfer von Gewalt und Tyrannei und Krieg hoffen auf Recht und Gerechtigkeit. Die Täter wollen von Gericht und Rechenschaft nichts hören. Sie werden aber nicht ohne Strafe davonkommen.

Die Lesung aus dem Buch der Makkabäer hatte einen klaren Schluss-Satz. Der vierte Bruder sagt zu König Antiochus: „Für dich aber gibt es keine Auferstehung zum Leben.“

Auferstehung ist eine Frage der Gerechtigkeit.

 

3. Auferstehung ist die starke Botschaft des neu Anfangens.

Jeder Neu-Beginn im Leben ist ein Auferstehungs-Moment. Schon beim Aufstehen in der Früh: ja, Aufstehen, Auferstehung, ein neuer Tag, ein neuer Anfang.
Sie kennen die Momente, wie Kinder lernen, Fahrrad zu fahren – oder das erste Mal auf den Skiern stehen. Das Neu-Anfangen ist für Kinder ganz einfach. Auch darum gibt uns Jesus die Kinder als Vorbild.

Neu anfangen können: das ist ein großer Trost für Gefangene in der Justizanstalt. Ich kann ihnen sagen: Du bist nicht vollständig gebunden durch die eigene Vergangenheit, durch den Murks … du kannst, von Gott her gesehen, neu anfangen.
Da erlebe ich Auferstehungs-Momente.

Es ist gut, die Frage der Auferstehung in einer ruhigen Stunde für sich selbst durchzubuchstabieren.
Das ist ja nicht ein so einfaches Thema: Sterben – Tod – Auferstehung.
Je älter ich werde, desto mehr geht mir der Satz durch den Kopf: Alles, was ich tue, bezahle ich mit meiner Lebenszeit. Darum will ich keine sinnlosen Dinge mehr tun.

Eine Erinnerung daran ist die Sanduhr auf meinem Schreibtisch. Es dauert genau eine Minute, bis der Sand durchgelaufen ist („Activity“).
Die Sanduhr ist ein altes Vanitas-Symbol, ein Zeichen der Vergänglichkeit. Sie dient als memento mori: Erinnere dich deines Sterbens, damit du jetzt ganz lebst.

Auferstehung zeigt uns die Liebe Gottes.
Auferstehung ist eine Frage der Gerechtigkeit.
Auferstehung ist die starke Botschaft des neu Anfangens.

Die Sanduhr kann uns daran erinnern.

Amen.