Jesuitenkirche Innsbruck
Lk 12,13-21 (Koh 1,2; 2,21-23)

Mitten im Sommer ein eher herbes Evangelium. Da hat einer eine gute Ernte, baut größere Scheunen, und sagt zu sich selbst: „Ruh dich aus, iss und trink und freue dich!“ Aber dann spricht Gott zu ihm: Du Narr! Heute noch wird es mit dir zu Ende gehen. Du kannst nichts mitnehmen. „So geht es einem, der nur für sich selbst Schätze sammelt, aber bei Gott nicht reich ist.“  

Wie kann man bei Gott reich sein? Wie geht das, konkret?  

Darüber möchte ich heute mit Ihnen nachdenken – und drei Vorschläge machen: Großzügig sein, wertschätzend sein, und sich für andere einsetzen.

 

1. Der hl. Ignatius rät jedem, der Exerzitien macht, „mit Großmut und Freigebigkeit zu beginnen. Er möchte nicht, dass wir kleinlich sind, sondern großzügig: Gott gegenüber, zu den anderen Menschen und zu uns selbst.  

Wir alle kennen die Frage: Was bringt mir das?
Gegen diese Frage möchte ich heute ein bisschen dagegenhalten. Mir ist als Ökonom diese Frage gut vertraut. Aber jetzt habe ich den Eindruck,  dass diese Frage zu der Leitfrage unserer Kultur geworden ist.   

Was bringt mir das? 

Eltern, die ihr kleines Kind betreuen, stellen diese Frage nicht.  Und bei der Pflege von Angehörigen ist die Frage auch unbrauchbar.   

Und trotzdem holt uns diese Frage immer wieder ein. Und darum brauchen wir die Erinnerung daran,  dass wir großzügig sein sollen. Großzügig im Umgang miteinander, auch in den kleinen Ärgerlichkeiten. Großzügig im Verzeihen, auch sich selbst gegenüber. Ich weiß, dass viele Menschen sich gerade damit schwer tun.   

Der tiefste Grund dafür, warum wir großzügig sein sollen, ist die Großzügigkeit Gottes mit uns. 

Wenn wir die Augen aufmachen, dann sehen wir, wie großzügig wir beschenkt sind: dass unser Herz schlägt, dass wir liebe Menschen um uns haben, dass wir in Freiheit leben können. 

Großzügig sein, mein erster Vorschlag, um reich zu werden bei Gott.  

 

2. Wertschätzend sein. Ich bin immer wieder in der Innsbrucker Klinik und staune, wie wertschätzend die Mitarbeiter/innen mit den Patienten sind.  

Menschen brauchen Wertschätzung, wir alle. Heute möchte ich ergänzen: Das gilt auch für Institutionen. 

Ignatius wusste, dass Institutionen für ein Gemeinwesen wichtig sind: Schulen, Spitäler, die Verwaltung, Polizei und Justiz, das Militär, das Rote Kreuz, die Einrichtungen der Kirche. Er war nicht nur ein geistlicher Begleiter für einzelne Menschen, er hatte auch ein Bewusstsein für die Bedeutung von Institutionen.  

In Tirol gibt es bald Wahlen zum Landtag, und auch der Bundespräsident wird im Herbst gewählt. Es gehört zu den nobelsten Aufgaben von Menschen, sich für das Gemeinwesen einzusetzen, griechisch: die polis.  

Darum sehe ich mit Sorge, wie mit den Menschen in der Öffentlichkeit umgegangen wird, die sich in der Politik engagieren. Wenn das so weitergeht, dann werden wir keine guten Leute mehr bekommen, die sich das antun.  

Darum warne ich mit aller Schärfe, die ich als Jesuit aufbringen kann, vor einer Geringachtung der staatlichen Institutionen, auch der Europäischen Union. Zu viele Medien-Berichte, Leserbriefe und politische Diskussionen gehen über berechtigte Kritik hinaus; sie sind einfach nur besserwisserisch und selbstgerecht.   

Funktionierende staatliche Institutionen sichern unsere Freiheit, auch die Religionsfreiheit. Darum müssen wir die Menschen dort stärken und ihnen mit Wertschätzung begegnen – und mit einem Vertrauensvorschuss. Das gilt auch für die Institutionen der Kirche. Wir brauchen starke Institutionen für die Schwachen.  

Jede und jeder von uns kann dazu beitragen: Zum Beispiel dadurch, dass wir wählen gehen. Dass wir Informationen mit Bedacht konsumieren und dass wir mit Zurückhaltung Urteile über andere fällen. 

Also: wertschätzender Umgang, auch mit den Institutionen in unserem Land. Das ist mein zweiter Vorschlag, um reich zu werden bei Gott. 

 

3. Und schließlich: Sich für andere einsetzen. Christ ist man ja für andere.  

Ignatius möchte von den Jesuiten, dass sie nicht nur studieren, lehren und „gscheit“ sind. Er möchte, dass sie sich konkret für Menschen in schwierigen Situationen einsetzen.  

 Jede und jeder von uns hat Spielräume zum Guten hin. Anderen zu helfen: das tut auch unserer Seele gut. Ein gutes Wort für andere: das tut auch uns selbst gut. Wenn viele Menschen so denken, dann wird es eine Mentalität in unserem Land. 

Zum gelebten Einsatz für andere gehören auch Schritte hin zu einem einfacheren Lebensstil. Intelligente Reduktion ist dafür das Stichwort. Das ist wichtig für unsere Umwelt. Und uns selbst tut es auch gut, wenn wir die eigenen Erwartungen so ausrichten, dass uns nicht immer wieder alles zu viel wird. 

Heute werden wir am Ende des Gottesdienstes das Kirchenopfer für die Ukrainehilfe erbitten. Der Krieg gegen die Ukraine ist ein monströses Verbrechen. Als Christinnen und Christen setzen wir unsere praktische Hilfe dagegen. Und das Gebet, dessen Kraft schon die Machthaber in der DDR unterschätzt haben. 

 Es braucht Hilfe für die Opfer – und ein Gericht für die Täter  

Also: Sich für andere einsetzen – das ist mein dritter Vorschlag, um reich zu werden vor Gott.  

Vielleicht wollen Sie den einen oder anderen Gedanken für sich weiterverfolgen und manches auch praktisch umsetzen.  Soweit ich ihn kenne, wäre das ganz im Sinne des hl. Ignatius.

Dann kann man an unserem Lebensende über uns sagen:  Dieser Mensch hat nicht nur für sich selbst Schätze gesammelt. Er war großzügig, wertschätzend und hat sich für andere eingesetzt.  

Amen.