Pfarre Abtenau
Joh 16,29-33 (Apg 19,1-8)

Ich möchte mit Ihnen heute über die Quellen unserer Zuversicht nachdenken.

Was mir in diesen Tagen oft durch den Kopf geht:

Wie kann ich ein zuversichtlicher Mensch bleiben?

Die Situation in der Welt ist so schlimm – und in manchen Familien schaut es nicht besser aus.

Es gehört aber zu unserer Berufung als Getaufte, dass wir zuversichtlich sind. Nur so können wir die Freundlichkeit Gottes mit unserem Gesicht zeigen und an andere weitergeben.

Nur so können wir neue Vorhaben angehen und kleine und große Entscheidungen treffen, ja Lebensentscheidungen: für eine Familien-Gründung, für den Weg als geweihter Priester, für eine ganz neue berufliche Ausrichtung, für einen neuen Lebensabschnitt.

Darum möchte ich mit Ihnen heute der Frage nachgehen:

Was sind Quellen der Zuversicht, für unser ganz praktisches Leben hier?

Vor wir zu diesen Quellen kommen, eine kurze Vorbemerkung.

Es geht hier nicht darum, die schlimme Wirklichkeit zu verdrängen – oder einfach wegzuschauen. Wir Christinnen und Christen kennen die Realität, wir sind nicht naiv. Und wir sind keine Zyniker.

Wir sind davon überzeugt, dass Hass und Tod nicht das letzte Wort haben – im Krieg in der Ukraine nicht, und auch nicht in den schwierigen Situationen in Familien und unter Nachbarn.

Die Liebe ist stärker als der Hass. Das ist die Zusage Jesu, die Verheißung Gottes, die begründete Hoffnung.

Ich möchte Ihnen sieben konkrete Vorschläge machen, um die Quellen der Zuversicht in unserem Leben zu entdecken.

  1. Die innere Haltung der Dankbarkeit ist der sicherste Weg zu einer zuversichtlichen Lebenseinstellung.
    Wenn Eltern ihren Kindern beibringen: „Sag schön Danke!“ – dann ist das sehr sinnvoll. So haben auch wir gelernt, dass wir nicht alles selbst machen können – und kaufen können wir die wirklich wichtigen Dinge im Leben auch nicht.
    Geglückte Beziehungen und Gesundheit zum Beispiel sind mit Geld nicht zu bekommen. Dankbarkeit kann man einüben, zum Beispiel mit einem Dankbarkeits-Tagebuch. Dankbar sind wir anderen Menschen – und Gott, der uns alles schenkt, angefangen bei Atem, Herzschlag und Verdauung.
  1. Ich bin nicht für mich selbst da, ich bin für andere da.
    Es ist sinnvoll, sich für jemanden einzusetzen – oder für ein wichtiges Anliegen.
    Ein Mensch für andere zu sein: Das gibt Energie und lenkt die Aufmerksamkeit auf eine sinnvolle Tätigkeit. Ob das nun in der Familie ist, im Verein, am Arbeitsplatz, in der Pfarre, in der Schule oder in der Politik – überall gibt es Möglichkeiten, für andere da zu sein.
  1. Worauf richten wir unseren Blick? Wer lenkt unsere Aufmerksamkeit?
    Für uns als Christinnen und Christen gilt: Schau auf das Wahre, Gute und Schöne.
    Mit unseren Handys bekommen wir viele Nachrichten und Bilder, ebenso im Fernsehen. Da müssen wir gut auswählen. Die negativen Bilder drängen sich vor, auch in unserer Seele.
    Wer in der Zuversicht leben möchte, der muss nicht alle Nachrichten anschauen, nicht jedes grausame Detail. Und wir müssen auch nicht alle Einzelheiten wissen, wenn es Streit in der Familie gibt.
    Also: Schau auf das Wahre, Gute und Schöne, das baut die Seele auf.
  1. Sei freundlich und wertschätzend zu den Mitmenschen.
    Versuche zu lächeln – Lachfalten machen uns jünger!
    Wenn ich in der Innsbrucker Klinik zu tun habe, dann merke ich: So viele freundliche und hilfsbereite Menschen sind dort! Wertschätzung stärkt die Zuversicht – die eigene und die der ganzen Umgebung. So entstehen Freundschaften, so erhalten sich Freundschaften.
  1. Ein paar Minuten Stille am Tag tun unserer Seele gut.
    Ein kurzer Spaziergang. Ein paar Minuten in der kühlen Kirche sitzen. Eine Kerze anzünden.
    Stille hilft, die vielen Dinge, die uns innerlich beschäftigen, wieder zu ordnen. Zur Stille gehört auch ausreichend Schlaf – und für mich eine Siesta zu Mittag.
  1. Ein einfacher Lebensstil hilft auch, zuversichtlich zu bleiben.
    Manchmal esse ich am Abend nur einen Apfel und ein Joghurt. Wunderbar! Mehr braucht es nicht. Die intelligente Reduktion der eigenen Ansprüche macht uns zufriedener.
  1. Und schließlich, was wesentlich auch dazugehört, um als Christin und Christ zuversichtlich zu bleiben:
    Das religiöse Leben ernst nehmen, besonders die eigene Taufe. Den Sonntag feiern. Mit Jesus persönlich reden. In der Bibel lesen. Die Sakramente empfangen, besonders die heilige Kommunion.
    Die religiösen Formen sind Kraftquellen für die Seele. Wir pflegen sie, damit wir auch in schwierigen Zeiten dort Trost und Stärkung finden.

Wenn wir so versuchen unsere Berufung zu leben, dann hat die Zuversicht eine Chance bei uns. Das heißt nicht, dass alles perfekt sein wird, dass wir keine Sorgen und Probleme haben.

Es bedeutet, dass wir den Sorgen und Problemen bewusst als Christinnen und Christen begegnen.

Und als Christinnen und Christen wissen wir, dass wir nicht alleine unterwegs sind – Gott geht unsere Wege mit. Alle.

Amen.